Kimono – Zeitlose japanische Mode

Kimono – Zeitlose japanische Mode

Kimono steht im Japanischen für „Anzieh-Sache“. Doch so gerade und simpel geschnitten er auch erscheint: Das Kleidungsstück aus Seide oder Baumwolle ist viel komplexer, als man denkt. Für festliche Anlässe, Zeremonien, Hochzeiten oder für den Alltag – verschiedene Arten von Kimonos machen diesen zu jeder Gelegenheit tragbar. Was steckt alles hinter dem Kimono und was macht ihn so besonders?

Kimono: Lebende Tradition in Japan

So alt der Kimono auch erscheint: In Japan gibt es ihn erst seit dem 15. Jahrhundert. Während der Muromachi-Ära war das Tragen eines Kimonos den Samurai vorbehalten, in Zeiten des Friedens zeigten Kaufleute und Handwerker in Japan jedoch auch zunehmend gern ihren Wohlstand mit ihrer Bekleidung. Der Kimono wurde zum Statussymbol. In der Edo-Periode, die 1603 begann, etablierten sich die Regeln, wie man einen Kimono zu tragen hat und gelten auch heute noch. Seitdem hat sich die Form und Gestaltung nicht mehr weitgehend verändert.

Seit den 1920ern begann der Kimono zwar langsam auszusterben. Aber auch heute, in Zeiten fortgeschrittener Technologie und lauter, blinkender Großstädte, tragen viele Japaner noch einen Kimono. Nicht nur zu Feierlichkeiten und Veranstaltungen, auch im Alltag sieht man viele Kimonoträger in Zügen, Geschäften und auf der Straße.

Ein Grund dafür ist, dass das Miteinander von Moderne und Tradition in Japan nichts Ungewöhnliches ist. Als Sumoringer und Geisha gehört das Tragen eines Kimonos im Alltag zum Beruf. Außerdem ist ein leichter Yukata, die informelle Variante aus Baumwolle, das praktischste Kleidungsstück für den heißen, schwülen japanischen Sommer. Dieses war ursprünglich eine Art Bademantel für den Adel, der für den Gang zum öffentlichen Bad angezogen wurde (Yu steht für „Bad“).

Wenn man ein Zimmer im Ryokan, einem traditionellen japanischen Gästehaus bucht, findet man in seinem Schrank immer einen Yukata, den man innerhalb des Gebäudes tragen kann. Dazu zieht man oft Geta an, leichte Sandalen aus Holz. Über den Yukata kann man noch eine Art Jackett namens Haori anziehen. Haori sind meist hüftlang, einfarbig und werden erst seit dem letzten Jahrhundert auch von Frauen getragen.

Kimono zusammengelegt

Der richtige Kimono für alle Anlässe

Einen Kimono richtig anzulegen ist jedoch eine Kunst, die selbst in Japan viele nicht vollständig beherrschen. Viele Japaner entscheiden sich deshalb dazu, spezielle Kurse zu belegen, wenn sie beispielsweise im Kimono heiraten möchten. Hinzu kommt, dass es fast ein Dutzend verschiedener Arten von Kimono gibt, die sich je nach Träger und nach Anlass unterscheiden. Verheiratete und ledige DamenHerren und Kinder bekommen jeweils einen anderen Kimono. Außerdem sollte man sich der Formalität des Ereignisses entsprechend kleiden. Hier finden Sie einen kleinen Überblick über die Arten von Kimono:

  • Tomesode: Formeller Kimono für verheiratete Frauen, entweder schwarz oder in hellen Farben
  • Houmongi: Semi-formeller Kimono mit ununterbrochenem Muster an den Ärmeln und unterhalb der Taille, zum Ausgehen oder für Zeremonien und Besuche
  • Tsukesage: Semi-formeller Kimono mit dezentem Muster an den Ärmeln und unterhalb der Taille. Etwas informeller als der Houmongi
  • IromujiEinfarbiger Kimono ohne Muster, den besonders ältere Damen zu Feiern und zur Teezeremonie tragen
  • Furisode: Formeller Kimono mit weiten Ärmeln und buntem Muster für unverheiratete Frauen
  • Komon: Kimono mit wiederholendem Muster über den ganzen Stoff für jüngere Frauen und informelle Anlässe
  • ShiromukuWeißer Kimono, der zu Hochzeiten getragen wird. Oft zusammen mit dem Wataboshi oder Tsunokakushi, einer besonderen Art von Haube, zu finden
  • UchikakeMit Gold und Silber bestickter Hochzeitskimono mit eingewebtem Muster und langer Schleppe, der zusammen mit speziellem Haarschmuck getragen wird
  • YukataLeichter, informeller Kimono für den Alltag und besonders für die Sommermonate. Er kann gleichermaßen von Damen und Herren getragen werden
  • MontsukiKimono mit Familienwappen für Herren, der besonders zur Hochzeit und anderen formellen Anlässen getragen wird
  • MofukuKimono in Schwarz, der zu Beerdigungen und Gedenktagen getragen wird
Balkon nach draußen in die Natur

Wenn das noch nicht komplex genug ist, gibt es auch Mischungen verschiedener Arten, die besonders zu informellen Anlässen getragen werden. In Japan tragen auch Kinder zu Festen einen Kimono. Besonders zum Shichi-go-san-Tag am 15. November tummeln sich viele japanische Kinder um Tempel wo sie mit ihren Eltern für ein glückliches Lebensjahr beten, wenn sie drei, fünf oder sieben Jahre alt geworden sind.

Obwohl viele Varianten der traditionellen Kleidung für Damen gedacht sind, gibt es auch Kimonos für Herren – wenn auch mit weniger Variation. Männerkimonos sind deutlich schlichter und dunkler gehalten und weisen ein dezentes Muster auf. Oft ist darauf auch das Wappen der Familie, Kamon, zu finden. Zu formellen Anlässen tragen Herren einen Montsuki und dazu die traditionellen Hakama. Letztere gibt es in Form von Hosen oder in Form eines Rocks, wobei sie auch von Frauen getragen werden können. Besonders zur Schulabschlusszeremonie tragen junge Frauen gern einen bunten, aufwendig gemusterten Furisode-Kimono mit Hakama.

Welt der Symbole, Farben und Muster

Nicht nur die Form, auch die Farbe spielt eine wichtige Rolle bei der Wahl eines Kimono. Weil beispielsweise bei der Teezeremonie Schlichtheit geboten ist, wird dort gern der einfarbige Iromuji (wörtlich: „ungemusterte Farbe“) getragen, der nicht von der Zeremonie ablenkt. In Japan haben traditionell Farben eine praktische Bedeutung, so wie etwa die Farbe blau vor Schlangen und Insekten schützen sollte. Heute wird mehr Wert auf Ästhetik, die Situation und den Träger gelegt. Auch das Futter unterscheidet sich: Bei Damen findet man meistens weißes oder rotes Futter, bei Herren ist es oft dunkelblau.

Ein weiterer Grund, warum man immer mehrere Kimonos im Kleiderschrank haben sollte, ist die Saison. Kirschblüten als Muster findet man zur Frühlingszeit auf dem Kimono, im Herbst werden die Farben dunkler und die Stoffe schwerer. Im Winter ist das Material naturgemäß gröber als im Sommer und der Kimono kann zusätzlich mit einem Pelzkragen versehen werden.

Die Muster, die auf einem Kimono zu finden sind, orientieren sich also vorwiegend an der Natur. Dabei haben die Motive eine symbolische Bedeutung: Schmetterlinge für die Liebe, der Bambus für Ausdauer und Anpassungsfähigkeit, Libellen für Stärke und Freude. Besonders der Kranich, ein Symbol für ein glückliches, langes Leben, ist auf vielen Kimonos zu finden. Je bedeutungsvoller das Muster ist, desto höher war traditionell der Status des Trägers oder der Trägerin: Der Phönix als Glückssymbol etwa kennzeichnete mächtige Samurai.

Besonders im Theater und in den Künsten spielt die Gestaltung eines Kimono eine wichtige Rolle. Mit der Farbe, dem Muster und dem Schnitt der extravaganten Kostüme kann der Kabuki-Schauspieler seine Rolle zum Ausdruck bringen. Man muss die Zeichen nur lesen können: bunte und feine Muster und Stoffe deuten auf eine jüngere Rolle hin, rote Kimonos symbolisieren Leidenschaft und übernatürliche Kräfte. In späteren Zeitaltern wurden die Kimonos immer prunkvoller und aufwendiger gearbeitet, was sich in den Kostümen widerspiegelt.

Kimono richtig tragen – eine Kunst für sich

Oft sind diese Kleidungsstücke so komplex, dass man jemanden mit Erfahrung braucht, der beim Anziehen hilft. Das komplette Styling kann je nach Schwierigkeit über eine Stunde dauern. Drei Teile muss man mindestens anlegen: Den Unterkimono Nagajuban, die obere Kimono-Schicht, und die Schärpe, die Obi genannt wird. Die beiden Kimonolagen werden mithilfe des Koshi Himo, eines dünnen Gürtels, miteinander verknotet. Den Kimono sollte man unbedingt mit der linken Seite nach oben anlegen – die rechte kommt nur bei Bestattungen nach oben. Außerdem gehört es zum guten Ton, den Kimono unterhalb der Ärmel einmal zu falten (Ohashori), weshalb immer ein etwas zu langes Modell gewählt wird. Enden sollte der Kimono stets an den Knöcheln.

Eine Geisha lernt in ihrer Ausbildung unter anderem auch das Anlegen eines Kimono. Sie hat auch ihre eigene Art der Bekleidung: Susohiki heißen die speziellen Kimonos, die eher schlicht gearbeitet sind und gedeckte Farben haben. Diese Kimonos sind so lang, dass sie beim Gehen elegant gerafft werden müssen. Maiko, die auszubildenden Geishas, tragen dagegen den Hikizuri. Dieser ist viel greller und bunter, und verleiht der Maiko, kombiniert mit dem prachtvollen Haarschmuck, ein jüngeres und verspielteres Aussehen. Auch ihre Schuhe (Oboko) sind höher und auffallender als die einer Geisha.

Wenn Sie sich über die kleinen Abstände zwischen Stufen an manchen Orten, besonders Gärten, in Japan gewundert haben: Versuchen Sie, mit einem Kimono große Schritte zu machen – es wird Ihnen nicht gelingen. Der Kimono ist für den langsamen, bedachten Gang gemacht. Schlurfen gilt dabei in Japan nicht als lästig, sondern als elegant.

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Accessoires: Ein Konzept von Kopf bis Fuß

Ein Kimono besteht nicht nur aus den Seidengewändern, sondern auch aus den zahlreichen Accessoires, die dazugehören. Auch der Obi-Gürtel variiert abhängig vom Anlass und kann unterschiedlich gebunden werden: Einen breiteren Gürtel findet man in Zeremonien, im Alltag wird er eher dünn gehalten. Heute wird vor allem eine Art des Bindens gelehrt, die mehrere Teile beinhaltet. Zunächst gibt es die Schärpe an sich, das Obi-Kissen Obi-makura und den Obi-age, einen seidenen Schal, der das Kissen verdeckt. Eine Flechtschnur namens Obi-jime hält das Ganze fest, und verziert wird der Gürtel mit dem Obi-dome, einer Schmucknadel. Der Knoten im Obi heißt Musubi.

Was trägt man in Japan dazu an den Füßen? Die Zehenstegsandalen aus Seide, Stoff, Stroh oder Lack, die zum Kimono getragen werden, heißen Zori. Tabi-Socken, die meistens weiß und am großen Zeh geteilt sind, sind praktisch, aber nur für Frauen obligatorisch. Oft können sie noch mithilfe von Ösen und Haken über der Ferse verschlossen werden.

Geisha mit rotem Kimono und rotem Sonnenschirm

Zum Kimono gehören zuletzt auch die Tasche und der Haarschmuck wie Haarnadeln mit farbenfrohen künstlichen Blumen. Die Farben müssen aufeinander abgestimmt sein: Beim Hochzeitskimono Shiromuku zum Beispiel sind alle Accessoires inklusive der Tasche weiß. Die weit geschnittenen Ärmel sind übrigens eine weitere Besonderheit mancher Arten des Kimono und Yukata: Darin kann man ebenfalls, wie in einer Tasche, Gegenstände lagern – praktisch für den Gang zum Badehaus in früheren Zeiten.

Japanische Modekunst, die ihren Preis kennt

Zur Geburt bekommt jedes Kind in Japan einen Kimono geschenkt, der es auf dem Weg in ein glückliches und erfolgreiches Leben begleiten soll. Doch ihren ersten formellen Kimono trägt eine junge Frau in Japan für die Zeremonie beim Erreichen des Mündigkeitsalters, der jährlich am zweiten Montag im Januar stattfindet. An diesem Tag feiern alle jungen Japaner, die gerade 20 Jahre alt geworden sind, den Eintritt in das Erwachsenenalter. Die Familie muss dann mit vielen Ausgaben rechnen, denn ein guter Kimono kann umgerechnet Tausende Euro kosten. Junge Männer haben es da leichter, denn sie brauchen nur einen Anzug für diesen Anlass. Einen Kimono zu leihen bietet zu anderen Gelegenheiten für viele Japanerinnen die günstigere Option, die auch Touristen nutzen können, die eine authentische Japan-Erfahrung sammeln möchten. Aber was genau macht die Kleidungsstücke so teuer?

Abgesehen von der Seide und anderen, meist handgewebten Stoffen, aus der Kimonos hergestellt werden, spielt auch die Technik eine große Rolle. Stickereien, handgemalte Muster, aufwändige Webtechniken und kunstvolle Drucke schaffen aus Kimonos Meisterwerke, die über lange Zeit und mit viel Hingabe hergestellt werden. Dabei kann unter anderem auch Paste aus Reisstärke, Silberfolie und Schablonen aus speziellem Papier eingesetzt werden. Für jeden Schritt der Herstellung, von denen es fast 1000 gibt, ist ein anderer Handwerker zuständig, von denen mancher eine Jahrzehnte lange Ausbildung durchlaufen muss.

Um diese Kunstwerke zu erhalten, sollten Kimonos nur gefaltet gelagert und, wenn überhaupt, nur per Hand mit lauwarmem Wasser gewaschen werden. Sorgfalt und Sauberkeit sind wichtig bei der Handhabung von Kimonos. Maschinengefertigte Kimonos aus synthetischen Stoffen gibt es heute zwar schon für einige Hundert Euro. Trotzdem: Wer ein hochwertiges, traditionelles Kleidungsstück haben möchte, muss viel Geld darin investieren.

Die Investition lohnt sich unter anderem, wenn man zur Kimono-Königin gewählt wird: Auf dem Wettbewerb in Asakusa, Tokyo, wird der Dame mit dem schönsten Kimono jährlich ein Preis unter anderem in Form von Modelauftritten verliehen. Aber nicht nur dort, bei jedem Besuch in Japan kann man die Schönheit dieser traditionellen Kleidungsstücke bewundern – und sogar selbst anprobieren. Lassen Sie sich vom Zauber des Kimono anstecken.

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