Richtig mit Stäbchen essen und die absoluten Tabus
Essen mit Stäbchen - Tradition und Geschichte
Seit mehr als 3000 Jahren speist man in China mit Essstäbchen. Im 7. Jahrhundert gelangten die Stäbchen durch Priester und Missionare nach Korea und Japan, sowie Vietnam. Da zu dieser Zeit das Messer bei Tisch als Bedrohung angesehen wurde, war es üblich die Nahrung vor dem Kochen zu zerkleinern. Um 400 v. Chr. herrschte eine Brennstoffknappheit, spätestens zu dieser Zeit wurde das Essstäbchen zum Alltagsgegenstand. Die zubereitende Nahrung wurde im Vorfeld in kleine Stücke zerkleinert, dadurch konnte sie schneller erhitzt und gegart werden. Weltweit essen derzeit 1,2 Milliarden Menschen mit Essstäbchen, mit Messer und Gabel sind es insgesamt 900 Millionen. Ein entscheidender Unterschied zwischen japanischen und chinesischen Chopsticks war in der Vergangenheit vor allem die Länge. Die japanischen sind deutlich kürzer. Früher waren die Stäbchen aus Bambus, heute sind die meisten aus Holz oder Metall. Nur den Fürsten und reichen Kaufleuten war es früher vorbehalten prachtvolle handgeschnitzte Essstäbchen aus Jade oder Elfenbein zu verwenden.
Ermittlung der optimalen Stäbchenlänge
Voraussetzung für das Erlernen des Essens mit Stäbchen ist die richtige Stäbchenlänge. Die Essstäbchen der Frauen sind oft etwas kürzer als die der Männer, das liegt daran, dass die Männer in der Regel größere Hände haben. Die Japaner haben für die Ermittlung eine einfache Faustregel erstellt. Die Länge der Spanne von Daumen und Zeigefinger des Benutzers wird ermittelt, diese stellt 2/3 der optimalen Länge dar (Spannenlänge + halbe Spannenlänge = Stäbchenlänge).
Die korrekte Handhabung für das Essen mit Stäbchen
Eines der Stäbchen wird zwischen Zeigefinger und Ansatz des Daumens gelegt, dieses Stäbchen ist der Fixpunkt und sollte nicht mehr bewegt werden. Rechtshänder verwenden dafür natürlich die Finger der rechten Hand. Mit der linken können die Stäbchen erst einmal fein justiert werden.
Das zweite Stäbchen wird mit den Spitzen des Daumens und Zeigefingers (und eventuell Mittelfingers) gehalten. Dabei ist darauf zu achten, dass die beiden dünnen Enden auf gleicher Höhe sind, sonst ist das Greifen sehr schwierig.
Bewegen Sie nun den Zeige- und Mittelfinger hin und her, um die Stäbchen zu steuern. Auf diese Weise kann der Reis, bzw. die Mahlzeit gegriffen werden. Das erste Stäbchen bleibt dabei immer starr. Die Essstäbchen sollten immer gut in der Hand liegen, um bspw. den Reis sicher halten zu können. Falls etwas verrutscht, korrigieren Sie die Lage der Stäbchen einfach mit der anderen Hand.
Aller Anfang ist schwer, deshalb lassen Sie sich nicht beirren und greifen Sie nicht gleich wieder zum Löffel, wenn nicht alles auf Anhieb klappt. Mit Stäbchen essen steigert das Genusserlebnis von Sushi und anderen japanischen Rezepten deutlich. Mittlerweile gibt es viele Lernvideos auf Youtube, die man sich zum Üben anschauen kann. Wenn es dann auch gelingt, macht es deutlich mehr Freude mit Stäbchen zu essen, als mit Messer und Gabel. Insbesondere natürlich bei typisch japanischen Gerichten, wie Reis, Sushi oder Ramen (japanische Nudeln).
Tischsitten und Tabus
Gebräuche und Sitten haben in Japan eine hohe Tradition. Auf Etikette und Benehmen wird größten Wert gelegt. Viele sind international vergleichbar, trotzdem gibt es einige Regeln, die es zu beachten gilt, um nicht als „ungebildet“ zu gelten.
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Tabus für Sie zusammengefasst.
- Niemals darf man die Stäbchen senkrecht ins Essen, wie zum Beispiel in Reis stecken - dies ist Opfergaben für Tote vorbehalten. Es wird als schlechtes Omen angesehen und erinnert an Räucherstäbchen bei Begräbnissen. Sashi-Hashi
- Geben Sie mit den Stäbchen kein Essen weiter - nach einem buddhistischen Ritual werden so Knochen aus der Asche der Verstorbenen an die Verwandtschaft überreicht. Dies ist ebenfalls eine Benimmregel bei Begräbnissen und wird als schlechtes (oder sogar unheilvolles) Verhalten bei Tisch angesehen. Hiroibashi
- Die Stäbchenspitzen nicht genüsslich ablecken. Neburibashi
- Niemals mit dem Stäbchen auf etwas oder jemanden zeigen. Der Fingerzeig ist in asiatischen Kulturen im Allgemeinen ein Tabu, das Gleiche gilt für das Auf-jemanden-Zeigen mit Stäbchen. Sashibashi
- Führen Sie die Schale nicht zum Mund und schaufeln den Inhalt mit Stäbchen in den Mund. Kakibashi
- Die Stäbchen nicht auf dem Teller oder auf der Schüssel ablegen. Man sollte diese nämlich immer auf dem Hashioki (Stäbchenablage) ablegen. Watashibashi
- Werden gemeinschaftliche Platten ohne Vorlegebesteck aufgetragen, sollte man nicht die Spitze sondern das Stäbchenende verwenden, um den eigenen Teller zu füllen.
- Überkreuzen Sie die Stäbchen nicht. Wenn Sie mit dem Essen fertig sind, legen Sie die Essstäbchen links neben Ihren Teller.
- Schlagen Sie nicht mit den Essstäbchen auf die Schüssel oder Platte. Dies haben die Bettler im alten China gemacht.
- Sie sollten die Stäbchen nicht als Zahnstocher missbrauchen, auch wenn sonst keine Zahnstocher zur Verfügung stehen.
- Es ist auch nicht akzeptabel, wenn man mit Essstäbchen etwas greift, und die Sauce fällt auf ein anderes Gericht oder auf den Tisch. Namidabashi
- Es gilt als unfein, im Essen herumzustochern, um an einen bestimmten Essensbestandteil zu gelangen. Saguribashi
- Essen hat in Japan eine hohe kulturelle Bedeutung. Deshalb achten Sie darauf langsam zu essen und erst zu schlucken wenn Sie mit dem Stäbchen das nächste Essen aufnehmen. Kombibashi
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