Omurice - leckere Geschichten und Glücks-Rezepte
Rührei essen wir am liebsten zum Frühstück, bei gebratenem Reis denken wir eher an Mittagessen. Aber beides zusammen? Omurice zeigt: das geht, und wie! Ein Gericht, das Generationen von Japanern begleitet und viele Gastauftritte in Filmen und Serien genießt, verdient eindeutig mehr Beachtung.
Japanische Küche aus dem Westen
Dass Reis in Japan beliebt ist und zu (fast) allem passt, wissen wir bereits. Eier findet man deutlich seltener in japanischen Rezepten – meist in ihrer rohen Form als Topping für Ramen oder Donburi, oder als Zutat für das Bento. Omelette mit Reis ist daher etwas, worauf wir eher nicht kommen würden. Genau das ist aber das Leibgericht vieler Japaner.
Omurice oder Omuraisu オムライス ist nichts anderes als eine Abkürzung für Rice und Omelette. Im Japanischen steht das abgekürzte Omuretsu für „Omelette“ – daher das omu. Ähnliche Wortneuschöpfungen kennt man auch aus anderen Gerichten wie Korokke für „Krokette“ oder Naporitan für „Spaghetti Napoletana“. Westlich geprägte Rezepte wie Omurice haben schon lange einen festen Platz auf Esstischen und Speisekarten in Japan. Omurice ist eines dieser Gerichte, für das japanische Köche ein Element der europäischen oder nordamerikanischen Küche adaptiert und daraus eine typisch japanische Kreation erschaffen haben. In Japan hat Omurice bereits Generationen geprägt und ist aus der nationalen Esskultur nicht mehr wegzudenken.
Omelette mit Reis klingt vielleicht erst einmal ungewöhnlich oder eintönig – daraus lassen sich jedoch leckere Variationen kreieren. Vor allem Kinder lieben dieses bunte Gericht aus deftig-süßem Reis und lockerem Rührei. Zu Recht gilt es also als Comfort Food: einfach zuzubereiten, nahrhaft und köstlich. Was für uns die hausgemachte Hühnersuppe oder das Kartoffelpüree, das ist Omurice in Japan: eine Erinnerung an unbeschwerte Kindertage.
Ein Traum in Ketchup und Ei
Ursprünglich kommt Omurice zwar aus Japan, ist heute aber auch in anderen ostasiatischen Ländern zu finden. Obwohl dieses Gericht wie eine moderne Erfindung der Fusion-Küche anmutet, hat es schon über 100 Jahre auf dem Buckel. Wo es genau entstand, kann nur vermutet werden: mehrere Restaurants, vor allem in Tokyo und Osaka, streiten sich darum, wer in Japan Omurice zuerst serviert hat.
In seiner ursprünglichen Form besteht das japanische Comfort Food aus Reis, der zusammen mit Hähnchen und Ketchup in der Pfanne angebraten, mit gebratenem Ei ummantelt und mit der Tomaten-Sauce garniert ist. Ketchup passt auf den ersten Blick zwar nicht dazu, vor rund 100 Jahren war die süße Tomaten-Sauce in Japan aber etwas Exotisches und vor allem für Kinder begehrenswert. Der Reis darin wird dank der Geflügel-Komponente chikin raisu – Chicken rice – genannt. Auch in Malaysia hat man sich ein ähnliches Gericht ausgedacht: es heißt Nasi Goreng Pattaya und ist nichts anderes als chicken fried rice umhüllt mit dünnem, goldbraun gebratenem Ei, das gerne mit Ketchup serviert wird. Die verblüffende Ähnlichkeit ist aber zufällig: die malaysische Version hat ihren Weg nach Südostasien gefunden, während Omuraisu aus Japan vor allem in Südkorea und China beliebt ist.
Andere Sorten Fleisch und Gemüse, Brühe und Sauce finden aber ebenso ihren Platz in Omurice. Ebenso kommt traditionell zwar Ketchup in und auf die Omelettes, es kann aber genauso auch eine andere Sauce wie Okonomiyaki-Sauce oder Demiglace sein. Der Trick dabei ist, das Ei und die Sauce nicht überhandnehmen zu lassen, damit sich die feinen Aromen im Reis umso besser entfalten.
Die Suche nach dem Original-Omurice
Was es noch nicht so lange gibt, sind Kettenrestaurants, in denen man nach Lust und Laune Dutzende Variationen Omurice bestellen kann. Eines davon ist Pomu No Ki: Dort erwartet den Besucher eine großzügige Auswahl von Reissorten, Toppings und Saucen. Es muss nicht immer nur Hähnchen und Ketchup sein: man kann die Größe seiner Portion bestimmen, den Reis in vier verschiedenen Varianten bekommen und zwischen über 20 Toppings wählen – von Avocado über Spargel bis zu Rinderfilet und Meeresfrüchten ist alles dabei. Ein zweiter Besuch ist schon fast ein Muss, um andere Rezepte für Omurice auszuprobieren. Dies ist aber längst nicht das einzige Haus, das diese Speise anbietet – man findet in zahlreichen Restaurants, Imbissen und Diners in Japan Omurice auf der Speisekarte. Darunter gibt es auch viele, die sich auf dieses Gericht spezialisieren.
Regionale Spezialitäten haben sich in Japan inzwischen genauso etabliert: Auf der Insel Okinawa serviert man zum Beispiel gern Omutako. Diese Variante enthält Rindfleisch mit Taco-Gewürz sowie Salsa, Tomate, Käse und Salat. Wer meint, schon alles zu kennen, sollte außerdem noch Omusoba probieren: hier gibt es statt Reis gebratene Buchweizennudeln im Omelette. Seltener trifft man auf Brot, das mit Omelette belegt ist und in Japan Omupan heißt.
Omurice ist ein Beispiel für eine Speise, die ihren Weg von der Delikatesse zum Fast Food fand. Man bekommt in Japan Omurice jedoch auch in teureren Etablissements. Dort zeigen Köche ihre Kunst in der Zubereitung der hauchzarten Omeletten, hausgemachten Saucen und delikat gebratenen Reis-Kreationen. Wer den Omelette-Reis sehr traditionell essen möchte, dem sei zu einem Besuch des Restaurants Hokkyokusei in Osaka geraten, das sich dafür rühmt, eine der Wiegen dieses Gerichts zu sein.
Das Rengatei in Ginza, Tokyos Prestige-Viertel, konkurriert ebenso um den Rang des ersten Omurice des Landes. Hier werden alle Zutaten gemischt und zusammen angebraten, statt den Reis in Omelette zu „wickeln“. Daraus ergibt sich eher eine Art gebratener Reis mit viel Ei. Heute dagegen wird das Rührei oft dünn und leicht golden angebraten und auf dem Reis serviert, oder dieser wird in die Omelette gefüllt, die danach gefaltet wird.
Ein Rezept für die Leinwand – und für das Glück
Geübte Köche lassen in einer anderen Variante das Ei, das innen noch flüssig ist, über dem Reis zerlaufen. Dazu wird es zunächst auf den Reis gelegt, der bereits in ovaler Form auf dem Teller platziert wurde. Dann schneidet der Koch die Omelette mit einem Messer längs auf und sorgt dafür, dass es den Reis ummantelt. Das Rührei enthüllt so sein noch halb-flüssiges Inneres. Lecker und ein echter Hingucker – zahlreiche Making-of-Videos zeugen davon. Eindrucksvoll zu beobachten ist das auch im Film Tampopo. Die japanische Komödie, die 1985 erschien, machte Omurice auch international berühmt. Ein Restaurant in Tokyo namens Taimeiken spezialisiert sich auf die Version, deren Zubereitung im Filmklassiker gezeigt wird. Hier hat der Gast sogar selbst die Ehre, die Omelette aufzuschneiden und voller Vorfreude zuzusehen, wie es um den Reis herumfließt. Danach muss er den Omurice nur noch mit der Sauce seiner Wahl garnieren und genießen.
Einen weiteren Auftritt, abgesehen von zahlreichen Anime-Serien, hatte Omurice in der japanischen TV-Serie Midnight Diner: Tokyo Stories. Der Koch des namensgebenden Lokals bereitet in der Folge namens „Omuraisu“ dieses Gericht mit Zwiebeln, Schinken und Champignons für einen zerstreuten Akademiker zu. Für diesen wird seine späte Mahlzeit zum Leitmotiv einer schicksalhaften Begegnung – für uns kann sie als Inspiration für einen Ausflug in die japanische Küche dienen. Liebe geht in jeder Kultur durch den Magen.
Am Ende bleibt nur eine Frage zu klären – wie isst man Omurice in Japan? Etwa mit Essstäbchen? Keine Sorge: hier wird dem Gast im Restaurant meist ein Löffel zur Hand gegeben. Ein klares Zeichen, sollte man meinen, denn wenn man etwas nicht mit Stäbchen essen kann, kann es kaum typisch japanisch sein. Ausnahmen bestätigen die Regel: viele Gerichte mit westlichem Einfluss, die in Japan Yoshoku heißen, verzehrt man bequem mit Messer und Gabel oder eben einem Löffel.
Ungewöhnlich einfache Rezepte für Omurice
Omelette-Reis ist ein dankbares Gericht. Seine einfache und schnelle Zubereitung ermöglicht es jedem, egal wie erfahren, eine leckere Mahlzeit für jede Gelegenheit zu kreieren. Abgesehen von Reis und Omelette gibt es keine Vorgaben – es bleibt jedem selbst überlassen, wie sein persönlicher Omurice aussehen soll. Zudem ergeben sich damit automatisch einzelne Portionen, die auch noch sehr nahrhaft sind. Mit unseren Rezept-Vorschlägen laden wir Sie dazu ein, ein Stück authentischer japanischer Küche zu Hause nachzukochen.
Das klassische Rezept – Omurice für 4 Portionen:
600g
fertig gekochten japanischen Reis (ungekocht 300 g – sehen Sie hier nach, wie man japanischen Reis am besten zubereitet)
|
2 EL
Olivenöl
|
400g
Hähnchenschenkel oder -brust
|
1
große Zwiebel
|
100g
Champignons
|
6 EL
passierte Tomaten, Tomatensauce oder Ketchup
|
8
Eier
|
4 EL
Milch
|
1 TL
Salz
|
4 EL
Butter
|
Das kunstvolle Rezept – für eine Portion
Dieses Rezept für Omurice unterscheidet sich lediglich in der Zubereitung der Omelette: eine weiche Variante zum Aufschneiden für alle, die kochen möchten wie im Film. Diese Variante erfordert etwas Übung, wird aber garantiert jeden Gast beeindrucken. Den Reis bereiten Sie wie im ersten Rezept vor.
3
Eier
|
1 EL
Milch
|
1
Prise Salz
|
1 EL
Butter
|
Das süß-saure Rezept – für 4 Portionen
600g
gekochter Reis
|
2 EL
Öl
|
4
Frühlingszwiebeln
|
2
Möhren
|
400g
Schweinefleisch
|
6 EL
Okonomiyaki-Sauce
|
Die Sauce können Sie fertig kaufen oder selbst zubereiten. Dazu mischen Sie einfach das Folgende in einer Schüssel:
2 EL
Tomatensauce
|
1 1/2 EL
Worcestershire-Sauce
|
1 EL
Sojasauce
|
1/2 TL
Sesamöl
|
1 EL
Zucker oder Honig
|
Das schnelle Rezept – für eine Portion zwischendurch
Wer es noch einfacher haben möchte, kann seinen Omurice sogar in der Mikrowelle zubereiten. Bitte beachten Sie, dass alle Zutaten – Reis, Gemüse und Fleisch – bereits vorgegart bzw. aufgetaut werden müssen. Dazu wird der gekochte Reis zunächst mit allen gewünschten Zutaten gemischt, in eine Schüssel oder Tasse gegeben und ein bis zwei Minuten erwärmt. Danach kommt ein Ei, das vorher mit einem EL Sahne oder Mayonnaise gemischt wurde, darauf und das Ganze noch einmal genauso lang in die Mikrowelle. Zum Schluss wird noch die Sauce darüber gegeben und der „Instant-Omurice“ ist fertig!