Tanuki - Legenden und Wirklichkeit

Tanuki - Legenden und Wirklichkeit

Als Tanuki werden in Japan lebende Marderhunde bezeichnet, die schon seit langer Zeit in Form von listigen Fabelwesen die Märchen und Mythen des Landes bereichern. Ihr Bild wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte und heute sind die possierlichen Tierchen als Statue oder Bild fest in der Kultur Japans verwurzelt. Gehen wir den Geschichten auf den Grund und erkunden wir, was die beliebten Tanuki so besonders macht.

Wandlung der Mythen im Laufe der Zeit

Erste schriftliche Erwähnungen der Tanuki stammen aus der Heian-Zeit im 8. bis 12. Jahrhundert europäischer Zeitrechnung. In der historischen Geschichtensammlung "Konjaku monogatari" finden sich japanische, chinesische und indische Sagen. In diesen Märchen agiert der Tanuki oft als gefährlicher und böser Yōkai. Er kann sich verwandeln und Menschen mit seinen raffinierten Tricks überlisten. Dieses Bild des Tanuki hält sich für mehrere Jahrhunderte und gipfelt in einer dramatischen Legende, in welcher der Tanuki eine arme Bauersfrau tötet und verspeist, dafür aber von einem schlauen Hasen ins Verderben gelockt wird. Ab der beginnenden Edo-Zeit, nach 1600, ändert sich das Bild dieses japanischen Fabelwesens. Der Tanuki ist nicht mehr böse, sondern eher schelmisch, verspielt und hilfsbereit. So nutzt er einer Sage nach seine Fähigkeit, sich zu verwandeln, um in Form eines Teekessels armen Leuten mit lustigen Kunststückchen zu helfen.

Grundlage für zahlreiche Figuren

Diese wundervollen Märchen und Geschichten verhalfen dem Tanuki in Japan zu einer großen Popularität. Er wird in Form einer Statue verehrt, findet sich auf zahlreichen Bildern wieder und hielt als Figur in Spielen oder Mangas Einzug. Sogar die Hersteller von Schuhen und Outdoormoden nutzen den japanischen Marderhund als Vorlage. Sein elastischer Gang auf weichen Sohlen inspirierte für ergonomisch geformte Barfußschuhe Tanuki Yoru der Firma Wildling.

Japanisches Fabelwesen Tanuki

Inspirationen für Kunst und Märchen

Das Bild vom Tanuki dient in vielen Kunstwerken und Sagen als Inspiration für fantasievolle Auslegungen. In der japanischen Folklore findet man zahlreiche Zeichnungen, welche die Gestalt auf verschiedene Art zeigen. Legendär sollen seine magischen Kräfte sein, die er aus den Hoden zieht. Der Tanuki hat besonders große Hoden und soll diese der Sage nach vergrößern und zu verschiedensten Werkzeugen nutzen können. So gibt es zum Beispiel historische Holzschnitte, auf denen ein Tanuki seine Hoden als Keule benutzt oder mit ihnen einen Schutzwall bildet.

Moderne Popkultur mit Tanuki Figuren

Mit seinem witzigen Charakter eignet sich der Tanuki ideal als Protagonist für fantasievolle Geschichten. So bilden in dem Anime-Film Pom Poko aus dem Hause Ghibli mehrere Tanuki eine wilde Gang, die ihre Heimat gegen die zunehmende Verstädterung verteidigt. In weiteren Mangas wie Naruto, Inuyasha oder One Piece spielen die Fabelwesen ebenfalls wichtige Heldenrollen, welche zum positiven Bild dieser mythischen Figur beitragen. Die japanische Serie Pokopon‘s Diary aus dem Hause Sanrio dreht sich ausschließlich um einen possierlichen und witzigen Tanuki. Nintendo nutzt für seine Spiele ebenfalls den Tanuki: So zieht Super Mario einen Tanuki Anzug an, um sich zu verkleiden und besondere Eigenschaften zu erhalten. Dieses Kostüm gibt es auch als offizielles Gadget bei LEGO, wo es auch Mütze mit Ohren und einer Hose besteht. Gerne werden auch weitere Yokai als Gefährten gewählt, wie zum Beispiel Kappa oder Baku.

Tanuki als Souvenir

Beliebte Souvenirs für eine Japanreise

In Japan gibt es fast überall niedliche Tanuki Statuen zu kaufen. Mit einem runden Strohhut sind sie als Reisende bzw. als freche Vagabunden gekennzeichnet. Einige der Gestalten tragen eine Flasche Sake bei sich und winken den Passanten zu, einen Schluck mitzutrinken oder ihnen etwas Sake auszugeben. Den dafür bereitgehaltenen Schuldschein wird ein echter Tanuki allerdings nie einlösen, dazu ist er einfach zu listig. Dieses niedliche Bild der rundlichen Tanuki Statue geht auf den Töpfermeister Fujiwara Tetsuzō (1877–1967) zurück. Seine Werkstatt befand sich in Shigaraki, einem berühmten Zentrum für keramisches Kunsthandwerk in der Nähe von Kyōto. Aus diesem Ort stammen auch heute noch die meisten Tanuki Statuen, welche hier in allen erdenklichen Größen und Varianten als Glücksbringer aus Keramik angefertigt werden.

Tanuki Statue in Japan

Sind Tanuki mit den Waschbären verwandt?

Bei der Suche nach dem Begriff "Tanuki" wird oft die Bezeichnung "Japanischer Waschbär" angezeigt. Auch wenn das Aussehen des echten Tanuki einem Waschbären sehr ähnlich ist, hat der in Japan lebende, echte Tanuki nichts mit einem Waschbären zu tun. Es handelt sich hier um den japanischen Marderhund, eine Unterart des asiatischen Marderhundes. Diese Tiere gehören zur Familie der Hunde und sehen mit ihrem buschigen Schwanz, bis auf die Farbe des Fells, einem Fuchs recht ähnlich. Sie ernähren sich teils von Kleintieren und Aas und teils von Pflanzen. Dabei gehen sie nicht auf die Jagd, sondern streifen nachts gemächlich durch das Gelände, um schmackhafte Beute zu finden. Ihr Fell wird für Pelze und für Schreibpinsel verwendet.

Wo in Japan leben heute noch wilde Tanuki?

Wilde Tanuki kommen praktisch überall in Japan vor. Sie sind in den Wäldern von Hokkaido, rund um Tokyo und auch überall sonst im Land zu finden. Sie stehen nicht unter Schutz und dürfen unkontrolliert abgeschossen werden. Tanuki wurden im großen Stil in der Sowjetunion ausgewildert, um eine Population für Pelztiere zu erhalten. Auch in Deutschland kommen wilde Marderhunde vor, die hier absichtlich oder aus Versehen in die Freiheit gelangten. Sie haben sich hervorragend an die hiesigen Lebensbedingungen angepasst, sind aber wegen ihrer hauptsächlich nächtlichen Lebensweise selten zu sehen.

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