Weihnachten in Japan: Gewohnt anders

Weihnachten in Japan: Gewohnt anders

Wird in Japan Weihnachten gefeiert? Und wie! Wir erzählen, wie Japaner Heiligabend zwischen Besinnung und Marketing verbringen - und warum frittiertes Hähnchen unbedingt zu den traditionellen Speisen am Fest der Liebe dazugehört.

Frohe Weihnachten auf Japanisch

Obwohl Weihnachten in Japan kein offizieller Feiertag ist, ist die Weihnachtszeit dort dennoch wichtig. Zwar ist der besondere Tag nicht religiös geprägt - denn der Buddhismus und Shintoismus sind die wichtigsten Religionen. Trotzdem haben Japaner den Feiertag gerne übernommen und fiebern genau wie wir, mit viel Aufwand, dem 24. Dezember entgegen. 

Das sieht jeder, der im Dezember in Tokyo spazieren geht: hier ein riesiger Weihnachtsbaum, da ein lachender Weihnachtsmann, glitzernde Dekoration und magische Lichter - auf den Straßen, an den Bäumen wie auch in den Häusern. In den Läden erklingt durchgehend Weihnachtsmusik, Kinder haben leuchtende Augen und die Leute sind auf der Jagd nach Geschenken. Dann heißt es überall:

メリークリスマス Merii Kurisumasu - Frohe Weihnachten!

Weihnachtsgrüße ORYOKI

Ein Weihnachtsessen der anderen Art

Saisonale Süßigkeiten wie Baumkuchen, Christstollen und besondere Weihnachts-Torten mit Sahne und Erdbeeren runden das Feiertags-Konzept ab. Letztere klingen zwar nicht besonders weihnachtlich, doch der Clou sind die Farben: rot und weiß. Damit lässt sich die Torte auch schön mit Weihnachtsmännern dekorieren, die in Japan サンタクロース Santa Claus heißen. Auch Biskuitrollen, sogenannte Bûche de Noël, sind beliebt in Japan. Solche Kuchen sind in jedem Kaufhaus und in jeder Konditorei in der Weihnachtszeit erhältlich. Andere Spezialitäten, die mehr oder weniger traditionell an Weihnachten gegessen werden, sind dann doch etwas anders als bei uns.

Weihnachtskuchen auf Teller

So ist Pizza ein beliebtes Gericht an Heiligabend, denn man bestellt sie gerne für Parties. Aus Deutschland kam auch der typische Kartoffelsalat nach Japan. Ein Brauch wird vielleicht besonders überraschen: angeblich geht man in Japan am Heiligen Abend nicht unbedingt zum schicken Candle Light Dinner, sondern: zu KFC (die amerikanische Fast-Food-Kette "Kentucky Fried Chicken"). Woher kommt das?

In den 1970ern wollte KFC mit einem speziellen Weihnachts-Menü die Lücke einer Weihnachtstradition in Japan füllen. Besonders das Maskottchen der Firma, der Gründer Colonel Sanders, ließ sich mit seinem weißen Rauschebart prima als Weihnachtsmann stilisieren. Die Fast-Food-Kette wird zwar nicht mehr von so vielen Japanern besucht, wie oft angenommen wird. Dennoch gehört Hähnchen seitdem zum "traditionellen" Weihnachtsessen dazu, und KFC macht am 24. Dezember den meisten Umsatz im Jahr.

Nun bereiten Japaner ihr Essen zum Weihnachtsfest nur selten selbst zu, sondern lassen sich vor allem gerne mit Fast Food bekochen. Das liegt auch daran, dass in Japan viele nur kleine Küchen und keinen Ofen haben - so wird natürlich nichts aus der Weihnachtsgans und den selbstgebackenen Plätzchen. Stattdessen wird an Weihnachten immerhin entspannt gefeiert, und auch an anderen Stellen gibt man gerne Geld aus.

Liebe und Konsum für einen besonderen Tag

Während wir das Fest der Liebe mit unseren Familien feiern, verbringen es Japaner tatsächlich mit ihren Partnern. Wenn denn welche da sind: denn der Anteil der Singles in der Bevölkerung ist erschreckend hoch. Umso schöner ist es, dass japanische Paare abgesehen vom Valentinstag einen Feiertag für sich allein haben. Mit wem man Weihnachten verbringt, ist sehr wichtig - denn mit dem wird man auch das nächste Jahr noch zusammen bleiben, heißt es. Nach einem Spaziergang durch die festlich dekorierte Stadt und einem gemeinsamen Essen im Restaurant geht man oft in ein Hotel, wo Zimmer stundenweise gemietet werden können. Die Wände in japanischen Wohnhäusern sind nämlich oft sehr dünn, und Besuch von der oder dem Liebsten zu bekommen, ist eher unüblich.

Zwei Zuckerstangen formen Herz

Wie auch in anderen Ländern wird sich hier an diesem Abend großzügig beschenkt. Nicht nur Paare, auch die Kinder freuen sich jedes Jahr auf die Bescherung. In Japan kann man sich aussuchen, wann genau man diese stattfinden lässt. Man legt die Geschenke jedoch nicht unter echte Weihnachtsbäume. Eher wird man Bäume aus Plastik im japanischen Haushalt finden.

Für Geschenke wiederum scheut man keine Kosten, schließlich möchte man nicht knauserig wirken. In den 1980ern haben die Läden ein gutes Geschäft gewittert und das Weihnachtsfest für das Marketing entdeckt. So ist schließlich auch das typische Weihnachtsessen entstanden. Für Speisen, Dekoration und Bescherung kommt am Ende einiges zusammen. Ein Weihnachtsfest ist auch in Japan nicht billig. Ist Weihnachten also auch in Japan zu einem Konsumfest geworden? Einige Japaner sehen das so, und distanzieren sich bewusst vom Kaufrausch. Davon merkt man jedoch bislang wenig im Land der aufgehenden Sonne - denn man kauft und schlemmt fröhlich weiter.

Ein Fest der Kulturen

Firmen und Freunde feiern gerne zusammen Christmas Parties - Weihnachtsfeiern, wie auch in Europa üblich. Denn jeder Anlass für ein geselliges Zusammensitzen wird gerne genutzt. Auch Weihnachtsmärkte sind in Japan häufig anzutreffen und gut besucht. Sie sind nach deutschem Vorbild orientiert: sogar die typisch deutsche Weihnachtspyramide trifft man hier. Kleine, aus Deutschland stammende Holzkarussells kann man sich als Souvenir mitnehmen. Ebenso gibt es allerlei Baumschmuck, Deko sowie Glühwein und Bratwürstchen. Auch deutsches Bier und deutsche Weine sind in Japan heiß begehrt.

Weihnachtsmarkt mit beleuchteten Bäumen
Weihnachtsmarkt in Japan
Weihnachtsmarkt Stand in Japan

© Margarita Grinko

Wer Weihnachten in Japan erleben möchte, dem seien die sehr von Deutschland angehauchten, wunderschönen Märkte in Tokyo und Yokohama angeraten. Für ein echtes Schneegestöber lohnt sich hingegen die Fahrt auf die nördliche Insel Hokkaido. Zwischen Tausenden von Lichtern und bunten Marktständen kommt schnell Weihnachtsstimmung auf. Der blau beleuchtete Kanal von Otaru ist ein Geheimtipp, an dem man den Touristenmassen entkommen kann. Während es in Japan deutsche Weihnachtsmärkte gibt, findet man in Deutschland auch die japanische Variante. Hier kann man wiederum Anfang Dezember für ein paar Tage Weihnachtsgeschenke aus Fernost kaufen und japanisch schlemmen: Kleidung, Keramik und Kunst, aber auch Süßes, Snacks und Selbstgemachtes wartet auf die Besucher. Solch einen Weihnachtsmarkt gibt es bislang nur in der Berliner Malzfabrik, doch wer weiß, ob nicht auch andere Städte nachrücken?

Weihnachtsmarkt Zugang beleuchtetes Schild

© Margarita Grinko

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