Matcha

MAGIE DER NATUR IN EINEM TEEPULVER

Matcha - das Grünteepulver aus Japan

Der bittersüße, dunkelgrüne Matcha ist der wichtigste und gleichzeitig der seltsamste unter den japanischen grünen Tees. Nicht nur in der Teezeremonie, auch in der Meditation und als kühle sommerliche Erfrischung ist er in Japan nicht mehr wegzudenken und ist auch bei uns in Europa bereits zum Trend geworden. Was macht dieses außergewöhnliche Getränk so erfolgreich?

Inhaltsverzeichnis

An Gesundheit nicht zu übertreffen

Wer Matcha trinkt, lebt länger: Zumindest kann der Tee helfen, Krankheiten vorzubeugen und die Fitness zu verbessern. Die Ohsaki-Studie in Japan 2006 belegte etwa die dauerhafte positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Sie entfaltet sich bei regelmäßigem Konsum von grünem Tee, am besten mehreren Tassen am Tag. Das liegt vor allem an den enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen, die als natürliche Abwehr für den Körper wirken. Dass das „Superfood“ grüner Tee eine Menge Antioxidantien, die Aminosäure L-Theanin und andere wertvolle Inhaltsstoffe enthält, die den Körper jung, gesund und wach halten, wissen wir bereits. Das alles kann Matcha aber in mehrfacher Ausführung – denn hier trinkt man das Teeblatt direkt mit. Dieses wird bei der Herstellung nämlich traditionell mit Steinscheiben zu Pulver gemahlen und direkt in Wasser aufgelöst. Deshalb bedeuten die japanischen Schriftzeichen für Matcha 抹茶 schlicht „gemahlener Tee“.

So kann man jeden gesunden Inhaltsstoff aufnehmen und um ein Vielfaches davon profitieren: In japanischem Matcha-Tee sind etwa zehnmal so viel Antioxidantien wie etwa Zink, Magnesium und Vitamine A und C enthalten wie in anderen Grüntees, zum Beispiel Sencha. Sie haben wiederum einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Zellen durch den Schutz vor sogenannten freien Radikalen. Außerdem wächst Matcha-Tee in Japan kurz vor der Ernte im Schatten von Bambus- oder Stoffmatten auf. So ist von Natur aus seine Konzentration an Chlorophyll besonders hoch, einem Entgiftungsstoff der ersten Klasse – mehr als in jeder anderen Teesorte. Der Schatten verleiht ihm auch auch das charakteristische bittersüße Umami-Aroma.

Sogar beim Abnehmen kann der Genuss von Matcha-Tee helfen: Indem er den Stoffwechsel anregt und gleichzeitig den Appetit zügelt, kann er einen effizienteren Kalorienverbrauch anstoßen. Mithilfe der Catechine, die in Matcha in hoher Konzentration enthalten sind, lässt sich laut Studien leichter Fett verbrennen und schneller abnehmen. Die Mischung aus Koffein und anderen Inhaltsstoffen verleiht gesunde Energie für den Tag, ohne aber den Körper durch Erhöhung des Blutdrucks zu belasten. Denn der Anteil an Koffein ist mit nur etwa 25 Prozent nicht so hoch wie in einer Tasse Kaffee - mit einer ähnlichen Wirkung.

Schließlich kann das grüne Pulver positiv auf die Konzentrations- und Denkleistung wirken. Das wissen nicht nur Lernende und Arbeitende in Japan zu schätzen, sondern traditionell auch Mönche.

Ein Fest für eine Schale Tee

Der buddhistische Mönch Myoan Eisai brachte sowohl Tee als auch Zen aus China nach Japan und verbreitete dort das, was heute so selbstverständlich japanisch ist. Schon seit fast 1000 Jahren gehört es in Japan zur buddhistischen Zen-Meditation dazu, eine Schale Matcha-Tee zu trinken. Der erste grüne Tee dieser Art wurde in der Uji-Region bei Kyoto angebaut. Noch heute gilt Matcha von Herstellern aus dieser Gegend als besonders hochwertig. Eine andere wichtige Anbauregion für besten Matcha ist die ländliche Stadt Nishio, inmitten der Hauptinsel Honshu in Japan.

Auf diesen japanischen Feldern wird Tencha angebaut, wie das Blatt heißt, bevor es zu feinstem Pulver gemahlen wird. Im Gegensatz zu anderen Sorten wird Tencha zwar geröstet und getrocknet, aber nicht geknetet, sodass das Teeblatt unversehrt bleibt. Dadurch hätte das ganze Blatt beim Aufbrühen unabhängig der Qualität zwar keinen guten Geschmack, entfaltet dafür gemahlen umso mehr sein Aroma.

Ein paar Schlucke Matcha-Tee helfen, den Geist für lange Meditationssitzungen wach und achtsam zu halten und wurden ursprünglich rituell vor heiligen Statuen getrunken. Heute verteilen Tempelbewohner nach einer Zen-Meditation die Teeschalen zusammen mit einer kleinen Süßspeise (Wagashi) an jeden Teilnehmenden. Der Matcha drückt das Wesen des Zen aus: Ästhetik der Schlichtheit, Zelebrierung des Augenblicks und Sicherheit in der Ruhe. Daraus entstand im 16. Jahrhundert auch die japanische Teezeremonie.

Matcha bei der Teezeremonie
Matcha Blätter

Nimmt man an einer solchen teil, sollte man wissen, wie man den Grüntee richtig zu genießen hat. Zuerst wird das Wagashi verzehrt und mit dem mitgegebenen Papier Mund und Hände gereinigt. Dann nimmt man die Teeschale und dreht sie zweimal im Uhrzeigersinn, sodass man nicht mit dem Mund nicht die verzierte Seite der Schale berührt. Die rechte Hand umfasst die Schale seitlich, mit der linken wird unten abgestützt. Der Matcha-Tee wird mit drei bis vier Schlucken ausgetrunken. Drehen Sie vor dem Zurückgeben die Schale wieder gegen den Uhrzeigersinn. Vergessen Sie nicht, dem Gastgeber anschließend zu danken und ein Kompliment zu machen, wie lecker der Tee war.

Welchen Matcha trinken Sie?

Abgesehen von vielen formellen und ästhetischen Regeln ist die Zubereitung an sich etwas Zeremonielles. Eine wichtige Rolle spielt dabei nicht zuletzt die Qualität des Tees. Es gibt verschiedene Arten von Matcha-Tee, die für unterschiedliche Rezepte geeignet sind und sich in Farbe, Textur, Verarbeitung, Feinheit des Grünteepulvers und Aroma unterscheiden. Preiswerte Sorten werden etwa aus den Stängeln statt den Blättern der Teepflanze gewonnen. Bei jedem Matcha-Pulver gilt: Es soll frisch und leicht grasig riechen, sowie sich fein und weich anfühlen. Die Küchenvariante ist am günstigsten, schmeckt gut in vielen Gerichten und Getränken wie Matcha-Latte und eignet sich perfekt zum Backen. Dafür ist das Aroma kräftig und leicht bitter, sodass viele diesen Tee vor dem Trinken etwas süßen. Um Matcha pur zu genießen, empfiehlt sich daher die klassische Sorte Ceremonial. Das süßere und mildere Pulver benötigt keine Zusätze und lässt sich an seiner leuchtend grünen Farbe und feinen Struktur erkennen. Diese Variante des Grüntees ist zwar etwas teurer und in kleineren Packungen erhältlich, an Qualität und Geschmack aber nicht zu übertreffen.

Man verwendet abgesehen von Tee und Kanne auch folgendes Zubehör:

  • Chawan: Die Teeschale, aus der getrunken wird
  • Chasen: Der Bambusbesen zum Schlagen von Matcha-Tee
  • Chashaku: Ein dünner Bambuslöffel zum Portionieren des Matcha-Pulvers
  • Ein kleines Sieb zum Verfeinern des Pulvers
  • Hishaku: Ein Schöpflöffel zum Einfüllen des Wassers
  • Natsume: Dekorativer Behälter für das Matcha-Teepulver
  • Chakin: Ein Tuch zum zeremoniellen Reinigen der Utensilien

Teeschalen, Chasen und Chashaku bekommt man meistens im passenden Set. Diese sind für einen authentischen Tee-Genuss unentbehrlich. Luftdicht verschlossen im Behälter und gekühlt lässt sich vermahlener Grüntee am längsten genießen.

Matcha Caffee

Besonderen Grüntee traditionell und lecker zubereiten

Es gibt zwei Arten der richtigen Zubereitung von Matcha-Tee: Den dünnen Usucha und den dicken Koicha, den man fast schon essen kann. Die erste Variante ist am weitesten verbreitet und eignet sich auch für Matcha-Einsteiger, da sie nicht so intensiv schmeckt. Dafür mischen Sie etwa einen halben (bei bester Qualität) bis einen Teelöffel (1,75 Gramm) oder zwei Chashaku Grünteepulver mit 180 ml heißem Wasser (etwa eine Schale).

Kochen Sie zuerst das Wasser und lassen es dann für etwa 5-10 Minuten abkühlen. So erreichen Sie eine optimale Temperatur von 80-90 Grad, besonders hochwertiger Matcha-Tee schmeckt auch mit 70 Grad. Geben Sie das Matcha-Pulver in die Teeschale, am besten durch ein feinmaschiges Sieb, um mögliche Klümpchen aufzulösen. Dann gießen Sie etwa 60 ml Wasser dazu und verrühren das Gemisch mit dem Bambusbesen. Geben Sie jetzt den Rest des Wassers dazu und schlagen den Matcha in W-Form mit dem Bambusbesen in der Matcha-Schale schaumig.

Für Koicha hingegen brauchen Sie statt zwei ganze fünf Chashaku Teepulver, also etwa 2,5 Teelöffel oder 3,75 Gramm Matcha, auf 30 ml Wasser. Für einen sommerlichen, eisgekühlten Genuss bereiten Sie den Matcha-Tee nach Anleitung zu, Sie brauchen dafür aber kaltes Wasser und nur halb so viel Matcha-Pulver (etwa 1 Gramm oder einen halben Teelöffel). Gießen Sie nach dem Schlagen mit dem Bambusbesen einfach mehr Wasser hinzu (bis etwa 300 ml) und runden Sie das Getränk je nach Geschmack mit Honig, Rohrzucker oder anderen Süßungsmitteln Ihrer Wahl ab. Nach einigen Versuchen können Sie die das Matcha-Wasser-Verhältnis im Rezept je nach Vorlieben anpassen. Zum Kochen und Backen gilt die Faustregel: Ein Teelöffel Matcha-Pulver pro Portion. Aber auch hier lässt sich nach Lust und Laune experimentieren.

Wenn Sie bei der Zubereitung und beim Genuss einer Schale Matcha sorgfältig, achtsam und mit fließenden Bewegungen vorgehen, kommen Sie dem Gefühl der Teezeremonie schon nahe. Guten und liebevoll zubereiteten Matcha-Tee erkennt man an der Konsistenz. Dann schmeckt er auch nicht so bitter und kann seine belebende Wirkung optimal entfalten. Entdecken Sie das komplexe Aroma, das noch lange auf der Zunge bleibt – ähnlich einem guten Wein.

Die süße Welt des Matcha

Wem Matcha-Tee pur doch noch etwas zu gewöhnungsbedürftig sein sollte, der kann trotzdem in den Genuss dieses grünen Tees kommen – in Form von unzähligen Produkten, die Japans Süßwarenindustrie zu bieten hat. Denn der Grüntee ist ein beliebter Inhaltsstoff und einfach lecker: Zum Beispiel in Kuchen, Müsli, Eis, Crêpe, Donuts, Keksen, Schokolade, Bonbons, und dem berühmten KitKat ist er zu finden. Matcha-Latte bekommt man in jedem Café und nicht nur Cocktails sowie Bier werden damit angereichert. Sogar deutscher Baumkuchen wird mit dem Grünteepulver neu interpretiert. So ist für jeden etwas dabei.

Aber nicht nur süß, auch herzhaft darf die Matcha-Inspiration sein: Limitierte Editionen von Instant-Ramen und grünes Soba (Buchweizennudeln in einer Brühe) in einigen Restaurants setzen auf die Liebe der Japaner zum Matcha-Tee. Oder man muss ihn gar nicht erst essen oder trinken: Der Grüntee ist oft in Gesichtsmasken und anderen Pflegeprodukten enthalten.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das beweist, dass Matcha nicht unbedingt nur zur Teezeremonie gehören muss. Schon seit der Edo-Periode (1603-1867) kann jeder in Japan Matcha-Tee genießen, unabhängig von seinem gesellschaftlichen Status. Diese Teesorte genießt durch ihre einzigartige Beschaffenheit, Vorzüge für das Wohlbefinden und symbolische Bedeutung eine besondere Rolle in der Teekultur. Jeder Getränkeautomat in Japan bietet Flaschen mit grünem Tee an, ob gekühlt oder warm, die in der Sommerhitze erfrischend wirken und im Winter gesund von innen wärmen. Lassen auch Sie Matcha in Ihren Alltag hinein, in Ihre Teepause, Ihre Smoothies, Ihren Kuchen – und profitieren Sie von seiner fantastischen Wirkung.